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Ehrenfriedhof - Gedenkstätten der Kriege auf dem Friedhof an der Frauenberger Straße

Ehrenfriedhof V196-029 Ehrenfriedhof V196-029

Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges sind insgesamt zehn Bomben auf das Friedhofsgelände gefallen. Zwei Wochen vor dem Einmarsch der Amerikaner (05.03.1945) kam der Befehl aus Bonn, eine Friedhofserweiterung nach Westen vorzunehmen. Die ersten Wege waren bereits abgesteckt, ein großes Grabkreuz aus Birkenholz angefertigt, das den Platz als Friedhof kennzeichnen sollte, als die Amerikaner kamen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die Friedhöfe ein ähnlich eklatantes Dichteproblem wie zur Zeit der Industrialisierung. Die hohe Sterblichkeit aufgrund der Kriegseinwirkungen ließen die Friedhöfe aus allen Nähten platzen. Auch der Grabstein, 70 Jahre zuvor noch ein Zeichen materiellen Wohlstands, wurde auf die Größe einer „Grab-Visitenkarte“ reduziert.

Ehrenfriedhof

Eingang von alter Trauerhalle_20250221_131658 Eingang von alter Trauerhalle_20250221_131658

Eine erste Ehrenbegräbnisstätte für die Gefallenen und Verstorbenen des Ersten Weltkrieges musste schon im September 1914 angelegt werden, der dann im Jahre 1918 nahe der alten Leichenhalle an der Frauenberger Straße unterhalb der Grabfelder 22 und 25 umgebettet und wesentlich vergrößert wurde. Im Anschluss an ihn wurde 1919 der englische Ehrenfriedhof eingerichtet, dem später der französische folgte. Hier wurden insgesamt 94 deutsche und 12 ausländische Soldaten beigesetzt. Mit Ausnahme zweier indischer Soldaten, deren Religion die Exhumierung verbietet, wurden alle englischen Toten, desgleichen die französischen bis auf drei, später ausgegraben und abtransportiert.

Für die Kriegstoten fehlte es aber weiterhin an einem entsprechenden Denkmal. Auf Anregung des Reichsbundes der Kriegsbeschädigten trafen sich am Montag, den 30.08.1920 ca. 20 Vereinsvertreter, um die Frage eines Denkmals für die Gefallenen aufzugreifen. In dieser Versammlung wurde unter den Anwesenden eine Kommission gewählt, der unter anderem der Kaufmann Willy Eschweiler von der Neustraße angehörte. Als Grundstock wurden durch die Stadt Euskirchen 30.000 Mark bereitgestellt. Auch Matthias Eschweiler, Obermeister der Freien Innung der Schlosser und Maschinenbauer und Wilhelm Trappe waren Mitglied dieses Gremiums. Zu den Vereinsvertretern wurden weitere Stadtverordnete berufen, wie beispielsweise Prof. Joseph Heinrichs, Heinrich Blaß und Paul Bungarten. Als Kunstsachverständigen benannte man den Lehrer Friedrich Wilhelm Virnich. Die ersten Überlegungen zielten darauf ab, das Ehrenmal nicht bei den Ehrengrabstätten auf dem Friedhof an der Frauenberger Straße zu errichtet, sondern separat auf dem alten Friedhof an der Kölner Straße. Im Oktober 1920 wurde ein Aufruf in der Euskirchener Zeitung veröffentlich. Hierdurch wurde die Bürgerschaft für Sonntag, den 24.10.1920 eingeladen in Form eines „Blumentages“ für ein Ehrenmal zu spenden.

Kreuz

Nach ersten starken Aktivitäten wurde es ruhig um die Umsetzung, bis 1924 die Angelegenheit erneut aufgegriffen wurde. Dem neugebildeten Denkmalausschuss, an dem die Sozialdemokratische Fraktion die Teilnahme ablehnte, gehörten unter anderem der Beigeordnete Heinrich Blaß, Prof. Joseph Heinrichs, Stadtverordneter Theodor Nießen, Fabrikant Richard Wolfgarten und Paul Bungarten an. Seitens des Mittelstandsamtes wurde Schlossermeister Matthias Eschweiler (Innungsvertreter – Obermeister der Freien Innung der Schlosser und Maschinenbauer), Malermeister Ernst Schmitz (Vertreter des Gewerbes) und Kaufmann Willy Eschweiler (für den Einzelhandel) vorgeschlagen. Josef Ruhr wurde als Vertreter des Arbeitgeber-verbandes der Textilindustrie von Euskirchen und Umgebung benannt. Die Kosten für eine große Lösung wurden auf 35.000 bis 40.000 Mark geschätzt. Nach mehrmaligen Zusammentreffen und eingehender Beratung hat der Denkmalausschuss beschlossen, ein einfaches Gedenkzeichen auf dem Ehrenfriedhof an der Frauenberger Straße nach den Vorschlägen des Stadtbauamtes zu errichten. Die Ausführung sollte eine Zwischenlösung sein, bis zur Errichtung eines großen Ehrenmals auf dem alten Friedhof Kölner Straße/Oststraße. Dafür wurde dann auch 1926 schon einmal die alte Holzeinfriedigung entlang der Oststraße durch eine Mauer ersetzt.

Die Einweihung der Ehrenstätte nach den Plänen des Stadtbaumeisters Leven fand auf Allerheiligen 1925 statt. Der Obelisk in der Mitte mit der Aufschrift „Den Helden von 1914 - 1918" stammte aus der Sandsteinumrahmung von Fenstern des damals im Abbruch befindlichen alten Krankenhauses.

Bild Stele mit Namensverzeichnis

Nach den von der Regierung und dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK) genehmigten und von der Stadt unterstützten Plänen des Architekten Dr. Orth aus Bensberg wurde 1953 mit der völligen Umgestaltung und Erweiterung des Ehrenfriedhofes im Bereich der Grabfelder 39 bis 42 begonnen. Es waren 285 Umbettungen von den Feldern 27, 54, 56, 58, 59, 62 bis 72 und 73 sowie innerhalb der bestehenden Anlage noch 16 Umbettungen notwendig, wozu der Landesverband VDK eigens zwei Umbettungsarbeiter bereitstellte. Insgesamt sind als Opfer des Zweiten Weltkrieges 308 deutsche Soldaten, 116 deutsche Zivilisten und 89 ausländische Soldaten zur ewigen Ruhe gebettet worden. Die Gräber der Gefallenen erhielten einheitliche Grabplatten (Kissensteine), die Randgräber Steinkreuze, die den Namen des Gefallenen und das Geburts- und Sterbejahr tragen. Im Zentrum der Anlage wurde ein vier Tonnen schweres und vier Meter großes Hochkreuz errichtet, das auf beiden Seiten die Daten der zwei Weltkriege zeigt. Die vor dem Kreuz liegende steinerne Tumba trägt die Inschrift: „Unser Opfer sei Euch gebracht, damit in Zukunft siege die Liebe.” Wege und Mittelpunkt der Anlage erhielten einen Belag aus Bruchsteinplatten, die Reihen zwischen den Gräbern einen grünen Rasenteppich. Die umfangreichen Plattenarbeiten wurden von der Firma Albert Jung ausgeführt, die gärtnerische Gestaltung übernahm der Gartenbaubetrieb Mangels. Nachdem die umfangreichen Arbeiten zu Ende geführt waren, fand am 31.10.1954 im Rahmen einer Feierstunde die Einweihung des neuen Ehrenfriedhofes durch den Regierungspräsidenten Dr. Warsch als Vorsitzender des Bezirksverbandes Köln im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. statt. Die kirchliche Weihe übernahm Dechant Heindrichs und Pfarrer Strakerjahn. Mitwirkende der Feierlichkeiten war der Euskirchener Männer-Gesang-Verein (Städtischer Chor), der Männer-Gesang-Verein Sängerkreis e.V. und die Feuerwehrkapelle im Euskirchener Harmonie-Verein 1860. An der Feier nahmen auch viele Angehörige der auf dem Ehrenfriedhof ruhenden Gefallenen teil, die von der Stadt Euskirchen eingeladen wurden. Untergebracht waren diese in bereitgestellten Privatquartieren. Im Anschluss an die Veranstaltung fand ein gemeinsames Mittagessen im Concordiasaal statt.

1957 wurden jedoch 14 Italiener ausgebettet und nach Hamburg überführt. Auch die ursprünglich hier beigesetzten amerikanischen Gefallenen wurden exhumiert und in den Niederlanden bestattet. So ruhen jetzt in dieser Kriegsgräberanlage 563 Tote der beiden Weltkriege, unter ihnen 14 Russen, ein Franzose, ein Belgier, ein Schweizer und auch zwei Inder, die nach dem Ersten Weltkrieg als Angehörige der britischen Royal Field Artillery im Bereich von Euskirchen zu Tode gekommen sind.

Da die Inschriften der stehenden Grabkreuze im Gegensatz zu den liegenden Tafeln des Ehrenfriedhofes nicht so stark unter der Verwitterung gelitten haben, hat der Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge im Jahre 1999 den Vorschlag gemacht, alle liegenden Tafeln gegen stehende Kreuze auszutauschen, die Gesamtfläche einzuebnen und mit Rasen einzusäen. Die Maßnahme wurde im Jahre 2000 durchgeführt und durch die Bezirksregierung Köln bezuschusst.

MG-Bataillon 1

MG BTLJ-K16

Wenn Sie sich jetzt nach links drehen sehen auf dem Boden das Ehrenmal für die Gefallenen und Vermissten des Euskirchener MG-Bataillon 1.

Hergestellt wurde dieses Ehrenmal durch den Bildhauer Franz Brinkmann aus Recklinghausen. Es wurde enthüllt am 20. Sept. 1980 unter Teilnahme von 150 ehemaligen Soldaten mit Angehörigen.

Das Bataillon wurde im Okt. 1935 in Dortmund aufgestellt und war, was zur damaligen Zeit eine Seltenheit war, vollmotorisiert. Nach der Rheinlandbesetzung 1936 war geplant, dieses Bataillon in die zu renovierende und stark zu vergrößernde Kaserne an der Kommerner Straße in Euskirchen zu verlegen. Aufgrund von Lieferschwierigkeiten konnte jedoch die Heizung nicht rechtzeitig fertiggestellt werden. Deshalb zog das Bataillon erst am 15. Januar 1938 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in die Kaserne ein. Noch am selben Tag feierten die Soldaten im Hotel Joisten, in der Concordia, im Deutschen Haus, in der Tonhalle und im Tivoli. Einiger diese Gebäude stehen heute nicht mehr. Sie wurden entweder im Krieg zerstört und nach dem Krieg abgerissen.

Am 18. Januar gab die Stadt Euskirchen einen großen Empfang im Hotel Joisten zu Ehren des Bataillons-Kommandeurs, Oberstleutnant Andrè. Den Eintrag im Gästebuch der Stadt dazu gibt es heute noch.

Das Bataillon hatte Anfang des Jahres 1940 eine Personalstärke von rund 1300 Soldaten. Diese stammten zu einem großen Teil aus Euskirchen und Umgebung, aus Düren, Aachen, Monschau, und dem nördlichen Ruhrgebiet. Ein weiterer Teil der Soldaten stammte von der Mosel und dem Saarland sowie aus dem damaligen Sudetenland. 

Das Bataillon kämpfte 1940 in Frankreich und hatte dort 59 Gefallene oder an Ihren Verwundungen Verstorbene sowie 97 Verwundete.  Nach der Beendigung des Frankreichfeldzuges zog das Bataillon, von der Bevölkerung gefeiert, am 31. Juli 1940 in Euskirchen wieder ein. Es war der letzte Besuch des Bataillons in Euskirchen. Kurz danach wurde es nach Bielefeld verlegt und dort umgegliedert in das Kradschützen-Bataillon 16 der neuen 16. Panzer-Division. Bereits im Juli 1941 wurde es nach großen Verlusten im Russlandfeldzug erneut umgegliedert in die Panzer-Aufklärungs-Abteilung 16.

Mit der 16. Panzer-Division kam das Bataillon nach Stalingrad und wurde dort vernichtet. Aus dem Bataillon gingen eine ganze Reihe von Generalen und Ritterkreuzträgern hervor.

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