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Wolfgarten, Joseph Feld 38 B, Nr. 347 - 352

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Diese Grabanlage wurde 1925 errichtet und zeigt einen breit gelagerten Grabstein mit starker Betonung der horizontalen Achse. In der Mitte ein rechteckiges Relief mit der plastischen Darstellung der Grablegung Christi; rechts und links werden auf Konsolen zwei streng rechtwinklig konstruierte Laternen getragen.

Das Grabmal der Fabrikantenfamilie Wolfgarten ist besonders geeignet, die Verflechtungen des unternehmerischen Bürgertums in Euskirchen nur an Hand der Inschriften darzustellen. 

Joseph Wolfgarten war mit der Tochter des Tuchfabrikanten Rudolf Schiffmann verheitratet. Seine Eltern waren schon Tuchmacher, seine Mutter eine geborene Weber aus der gleichnamigen Dynastie. Der Sohn Richard Wolfgarten war ebenfalls mit einer Cousine zweiten Grades der Schiffmanns verheiratet. Sie sehen hier also einen Auszug des "Who is who" in Euskirchen vor sich.

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Auch wirtschaftlich waren die Wolfgarten mit anderen Tuchmachern im 19. Jahrhundert eng verbunden. An der „Gansweide“ Ecke „In den Herrenbenden“ gab es eine mit modernsten Maschinen ausgestattete Firma namens "Wolfgarten & Ruhr", gegenüber lag die Fabrikanlage „Schiffmann & Ruhr“. 

Im Jahre 1886 wurden die Tuchfabriken Einzelfirmen, die Teilhaber setzten sich finanziell auseinander. Die Tuchfabrik Wolfgarten & Ruhr wurde von dem Teilhaber Joseph Wolfgarten ganz übernommen und in alleiniger Verantwortung weitergeführt. 

Der Unternehmer Richard Ruhr übernahm die gegenüberliegende Schiffmann & Ruhrsche Streichgarnspinnerei und baute sie zur Tuchfabrik aus. Zusammenarbeit und Konkurrenz lagen eng beieinander.

Den Zeichen der Zeit entsprechend wurde eine eigene Hilfskasse für Arbeiter gegründet, als Ergebnis der Bismarckschen Sozialgesetze. Die Vergrößerung der Bevölkerung erforderte auch eine Erweiterung der katholischen Gemeinde. Bei dem Neubau der Herz-Jesu-Kirche beteiligte sich die Familie Wolfgarten als Stifter von Chorfenstern, ausgestaltet mit biblischen Bildern.

In der Folge sachlicher Zwänge ging die Tuchfabrik gegen Ende des ersten Weltkrieges zunehmend in die Verwaltung und letztlich Verpachtung der verwandtschaftlich verbundenen Familie Fritz Schiffmann über. Das Betriebsgebäude wird inzwischen als Wohn- und Geschäftshäusern genutzt, den alten Schornstein kann man noch sehen.

Familie Joseph Wolfgarten