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Gottfried Andreas Franz Disse

Gottfried Disse, M130-06

Feld 37 B, Nr. 187 – 192

Sie stehen hier am Grab von Gottfried Disse, der von 1910 – 1943 also über 30 Jahre das Amt des Bürgermeisters in Euskirchen bekleidet hat.
Gottfried Disse wird 1877 in Wongrowitz, nahe Posen – ehemaliges Deutsches Reich – geboren. 1907 heiratet er Julia Schlichter. Aus der Ehe gehen vier Kinder hervor.

Gottfried Disse besucht Volksschule und Gymnasium und geht anschließend als sogenannter Einjährig-Freiwilliger zum preußischen Heer. Es folgen Jurastudium, Gerichtsreferendariat und Assessorenzeit.

Im Juni 1907 wird er Beigeordneter der Stadt Bocholt. 1910 wählt ihn die Stadtverordnetenversammlung zum Bürgermeister in Euskirchen. Die Familie bewohnt eine Villa an der Münstereifeler Straße.

Aufgrund seiner ruhigen, sachlichen und kompetenten Zusammenarbeit wird Gottfried Disse 1922 auf weitere 12 Jahre wiedergewählt.
Trotz heftiger, aber haltloser Anfeindungen durch die Nationalsozialisten wird er 1934 nach Abschluss seiner zweiten Amtsperiode durch den nationalistischen Staat erneut für weitere 12 Jahre ins Amt des Bürgermeisters berufen. 1939/40 wird er für ein knappes Jahr zum Heerdienst einberufen.

Mit Jahresende 1943 geht der 66-jährige Gottfried Disse in den Ruhestand. Zum Kriegsende sucht er mit seiner Ehefrau und seiner jüngsten Tochter Elisabeth im Haus des Tuchfabrikanten Koenen – dem Schwiegervater der Tochter Margarete – Zuflucht.

Angesichts des drohenden Zusammenbruchs erbeten verantwortungsbewusste Euskirchener Bürger, unter anderem auch der ehemalige Reichstagvizepräsident Thomas Eßer, die Bereitschaft Gottfried Disses, den Wiederaufbau der Verwaltung und der Stadt erneut in die Hand zu nehmen. Disse stimmt zu. Diese Entscheidung wird für ihn folgenschwere Konsequenzen haben.

Gottfried Disse

Das Haus Koenen wird zuvor vom Militär als Kommandoposten in Anspruch genommen. Am Nachmittag des 5. März befindet sich Disse mit Soldaten in der Küche. In diesem Moment landen zwei Granaten vor der Küche. In der folgenden Explosion trifft ein Granatsplitter den ehemaligen Bürgermeister. Er ist auf der Stelle tot.

An einem der nächsten Tage erschienen hohe englische Offiziere. Sie fragten nach dem Ex-Bürgermeister. Die Besatzungsmacht wollte ihn wieder als Bürgermeister einsetzen. Offensichtlich war man genau informiert, wusste aber nichts von dem Unglück, Sie bedauerten seinen Tod, genehmigten jedoch eine öffentliche Beisetzung, die zu dieser Zeit grundsätzlich untersagt war, angeblich um Unruhen zu vermeiden.

In Gottfried Disses Amtszeit fallen zwei Weltkriege, die Zeit der Arbeiter- und Soldatenräte, Unruhen sowie die Machtergreifung durch die Nationalsozialisten.
Trotz dieser Krisen wächst die Stadt unter dem planvollen Wirken des Bürgermeisters von rund 12.400 Einwohnern im Jahr 1910, auf über 18.000 im Jahr 1943. Bürgermeister Disse erfreut sich bis zu seinem Tod allgemeiner Wertschätzung und Beliebtheit.

Heute ist in der Südstadt die Gottfried-Disse-Straße nach ihm benannt.

Gottfried Disse